Bautagebuch 2021

19. März 2021 – Unser Bautagebuch, Teil  6

Hallo, hier bin ich wieder. Wir gehen in das 3. Jahr der Baumaßnahme. Zur Erinnerung, am 5. April 2019 wurde der Startschuss zur Sanierung des Schlosses gegeben und wir waren noch optimistisch, dass wir spätestens 2021 wieder durchstarten können. Nun wird es doch etwas länger dauern und der derzeitige Zeitpunkt der Abnahme der Baumaßnahme ist für das Ende 2022 geplant. Bis dahin sollen Sie aber nicht auf unseren „Schlossgeist“ verzichten. Sobald Corona es erlaubt, sind wir wieder für Sie da. Dieses Thema behandle ich aber an anderer Stelle. Kommen wir jetzt zum Baugeschehen.

Vorher möchte ich mich bei unserem Architektenbüro Baldauf, den Mitarbeitern im Gemeindebüro und unseren Gemeindevertretern bedanken. Ihnen ist es zu verdanken, dass

  • die zusätzlich aufgetretenen Probleme am Bau (siehe vorhergehende Bauprotokolle) mit in das Baugeschehen aufgenommen wurde,
  • hierfür die baulichen Berechnungen erfolgten,
  • die bürokratischen Hürden zur Erlangung eines Nachtragshaushaltes gemeistert wurden,
  • die Gemeindevertreter die finanziellen Mittel der Gemeinde prüften und absegneten,
  • und und und

Den bislang letzten Bericht zum Baugeschehen haben Sie in der Oktoberausgabe 2020 des Süderholzer Blattes erhalten. Trotz Coronazeiten ging es im Schloss weiter. Im Inneren hat sich viel getan. Ich habe mir für den heutigen Bericht die hufeisenförmige Eingangstreppe und das Foyer ausgesucht, d.h. ich möchte mit Ihnen gemeinsam einen ersten Schritt ins Schloss wagen.

Die hufeisenförmige Treppe als Eingang

Nach Teilabbruch der obersten Treppen (1) auf der östlichen Seite wurden noch zwei weitere Treppen gefunden.  Sie erkennen auf der westlichen Seite noch den Baukörper der Treppe mit seiner rechteckigen Grundform (1). Sowohl auf der oberen Plattform als auch auf dem Absatz zwischen den beiden Treppen standen im Sommer oft Tische zum Verweilen. Diese Treppenform ist Ergebnis der letzten Fassadenveränderung aus DDR-Zeiten. Detlef Schnell stellte in seinem Buch zum Schloss Griebenow fest, dass unser Schloss in der ersten Nachwendezeit wenig Beachtung in der Literatur fand, „könnte u. a. dem DDR-zeitlichen Erscheinungsbild des Schlosses geschuldet gewesen sein“  und begründet dies mit der Formulierung „durch den 1973 erfolgten Rückbau seiner Fassade zu einer feldgrauen „Bettenburg“. Unsere Treppe rundete dieses Bild ab.(vgl. D. Schnell: Schloss Griebenow – Ein historisches Denkmal und seine Umgebung, Edition Vorpommern 2020)

Die Untersuchung der Treppe erfolgte durch den Restaurator. Er stellte fest, dass die freigelegten Betonstufen (2) noch die ursprüngliche geschwungene Treppenform haben.

Unter diesen befinden sich noch Fragmente der ehemaligen Kalksteinstufen (3). Sehr typisch bei diesen  sind die Verwitterung und die damit verbundene Ablösung der verschiedenen Sedimentschichten. Nach Entfernen des Schutts aus dem Zwickel zur Fassade wurde der alte Sockelputz sichtbar.

Der Restaurator stellte fest, dass die äußere Treppenwange offensichtlich erneuert wurde, da kein Verbund zum barocken Unterbau vorhanden ist.

Im Schutt der Zwickelauffüllung wurden auch Reste von Stuckprofilen gefunden. Diese ordnete der Fachmann verschiedenen Baustrukturen zu. So fand man Fassadenstuckteile, die zur Fensterrahmen und Fensterüberdachung gehören könnten.

Als nächstes müssen zur Kontrolle der Oberfläche die obersten noch durchgehenden Kalksteinstufen vom Beton befreit werden. Es erfolgt dann die Kontrolle auf Erhalt der vorhandenen beiden Stufenlagen und der Aufbau der neuen Treppe auf dieser Grundlage. Hierzu  wird das Aufmaß der Treppe genommen, bevor der Abbruch der Außenschicht erfolgen kann.

Das Foyer

Stellen Sie sich vor, dass Sie zur Neueröffnung des Schlosses über die wunderschöne Hufeisentreppe ins neugestaltete Foyer treten…

So sah das Foyer noch im September aus …

Die Balken waren morsch und die Lehmwickel trocken. Alle Balken mussten ausgetauscht werden, die Lehmwickel wurden entfernt und es begann ein totaler Neuaufbau des Fußbodens. Dazu gehörte auch die Überprüfung der Stützpfeiler im Keller.

 

Und heute kann man schon wieder bequem ins Schloss gehen, wenn man Handwerker ist, Teilnehmer der  Bauberatung oder Berichterstatter fürs Süderholzer Blatt.

Der Blick vom Keller zum Foyer ist nicht mehr möglich, aber neben der Dämmung fehlt noch die Brandsicherung, im Foyer selbst der Bodenbelag und auch die „Marmorsäule“ muss etwas bearbeitet werden.

Sicherlich ist noch sehr viel zu tun, aber jede Woche kann man jetzt etwas Neues entdecken.

16. April 2021 – Unser Bautagebuch, Teil  7

Bauarbeiter

Jetzt sind wir schon mitten im Frühling und die Bauarbeiten gehen stetig voran. Durch den Vereinsvorstand wird das Baugeschehen akribisch verfolgt und fotografisch festgehalten. Bei meiner regelmäßigen Sichtung der Fotos für das Bautagebuch „stolperte“ ich über ein Foto, das mir zur Grundlage des heutigen Berichtes geworden ist.                   

Diese Aufnahme entstand im Grünen Salon, nachdem er seinen gesamten Fußboden verloren hatte, und diese Jungs unter Leitung ihres Chefs Stefan Eichbaum die tragenden Balken gewechselt hatten. Diese Truppe wurde vom Hauptauftragnehmer, dem Bauunternehmen Michael Gabler GmbH aus Schwerin, das sich auf die Sanierung, Renovierung und Instandsetzung historischer Gebäude  spezialisiert hat, ins Boot geholt. Die auf dem Bild abgebildeten Zimmerleute, Maurer, Bauhelfer stammen vorwiegend aus der Region. Auf dem Foto sind aber auch zwei Maurer aus unserem Nachbarland Polen, die für die Maurerarbeiten gewonnen wurden.

Die auf dem Foto abgebildeten Handwerker haben die Abbrucharbeiten, die anfallenden Maurerarbeiten und sämtliche Holzarbeiten ausgeführt. Sie reparierten die Balkenköpfe, tauschten die maroden Balken im Dachgeschoß, entfernten die Balkenlager im Grünen Salon und Foyer.

Der Grüne Salon

Im Bautagebuch 5 (Oktober 2020) habe ich noch geschrieben „Zur Zeit  sind die Balken im Bereich des Grünen Salon noch ein Problem, an dessen Behebung mit Nachdruck gearbeitet wird. Hier müssen die Balken z. T. in ganzer Länge ausgetauscht werden.“

Was hier geschehen ist möchte ich Ihnen anhand von 2 Fotos erläutern.

Gerüst zum Balkenwechsel

Auf dem ersten Foto sehen Sie etwas von der eingesetzten Technik.

Sie hätte auch bei einer Open-Air-Veranstaltung eingesetzt werden können, denn von einem Event-Technik-Unternehmen wurde sie ausgeliehen. Auf diesem Bild sehen sie das alte Balkenwerk, was in seiner Gesamtheit gewechselt werden musste.

Wanddurchbruch für die Balken

 

Die Balken wurden durch die Außenmauer gewechselt, was auf dem zweiten Bild zu erkennen ist.

Auf ihm sehen Sie Teile des Gerüstes, das Mauerwerk des Kellergewölbes, die Maueröffnung (in Richtung Schlossinsel) und einen gerade eingeführten neuen Balken.

Auf dem Ausgangsfoto mit unseren Handwerkern können Sie das neue Balkengerüst noch erkennen, was inzwischen auch schon nicht mehr zu sehen ist.  

21. Mai 2021 –  Unser Bautagebuch, Teil  8

Hier wieder ein kleiner Bericht zum Baugeschehen.

Ende April erhielt ich eine persönliche Führung durchs Schloss durch Stefan Eichbaum, den ich Ihnen im vergangenen Heft vorstellte. So viel Freude und Enthusiasmus kann einen mitreißen.

Schau mal, hier hat ein Holzlieferant sein Zeichen hinterlassen und hier hat jemand in den Putz seinen Namen geschrieben…  Ja, wir hatten auch gehofft noch mehr Zeitzeugnisse zu finden, z.B. unter der Dielung… Schau mal, hier gab es eine Tür… Das ist der Abzug der alten Schlossküche… hinter der Außentreppe gab es Fenster… hier sind Elemente der alten Treppenstufen… hinter einer Fußleiste haben wir Tapetenreste gefunden… und an einer Wand befindet sich eine Zeitungsseite aus dem Ende des 19.Jh. …

Und so ging es weiter. Ich hatte zu tun, die vielen neuen Informationen zu speichern und Fotos zu machen. Nebenbei erfuhr ich, dass im westlichen Flügel des Hauses schon viele Fenster eingesetzt wurden. Die Eingangstreppe wurde weiter freigelegt. Hierzu das nächste Mal mehr.

Heute nur noch eine Information, die dann auch wieder von außen sichtbar sein dürfte. Die Firma Sund Stahlbau stellt die beiden Spindeltreppen, die zum Fluchtkonzept gehören, her. Ende Mai bis Mitte Juni sollen die Auflager in den Türschwellen geliefert und dann eingemauert werden und dann soll der Aufbau der Treppen beginnen.               

16. Juli 2021 – Unser Bautagebuch, Teil  9

Da bin ich wieder mit einem Bericht zum Baugeschehen.

Waren Sie in den letzen Tagen im Park? Der regelmäßige Parkbesucher wird festgestellt haben, dass es nun auch schon von außen sichtbare Veränderungen gibt.

Der Westflügel des Schlosses hat ja schon längere Zeit seine neuen Fenster. Dies war aber durch die Gerüstplanen nicht sichtbar. Mit der Fertigstellung der beiden Ecksteine an der Südwest- und Nordwestseite konnten dort die Dachflächen geschlossen werden und dem Wiederanbau der Dachrinnen stand nichts mehr im Wege. Mit diesen Arbeiten war die Baufreiheit für die Putzarbeiten an der Fassade gegeben … und nun ist der Grundputz drauf.

Die Vorarbeiten zum Malern erfolgen auch schon. Die alten Tapeten müssen vorsichtig abgelöst werden, um eventuell darunter liegende Zeitzeugnisse (historische Farben und Wandmalereien) nicht zu zerstören.

Jetzt erfolgen auch der Einbau der Grundleitungen und der Fundamenterdung, um die Sohlplatte unter dem Barocksaal herzustellen.

17. September 2021 – Unser Bautagebuch, Teil  10

Es gibt wieder Einiges zu berichten.

Im Juli habe ich an einer Bauberatung teilgenommen, bei der es um Abstimmungen mit der Unteren Denkmalpflege ging. Hierbei ging es um Fragen des Strukturputzes bei der Fensterbekrönung. Dazu waren einige  Fenster auf der Ostseite (zum Schlossteich hin) bereits mit Stuckrahmen versehen.

Außerdem erklärte der Architekt Herr Baldauf, welche Probleme es mit der Abdeckung aus Biber, die Anfang der 1990er Jahre erfolgte, gibt (Feuchtigkeitseintritte und falsche Abflussrichtungen bei auftretendem Regen). In Abstimmung mit der Denkmalpflege werden nun die Biber abgebrochen und alle Verblechungen in Kupfer ausgeführt.

Ach ja, auch bei den Fluchttreppen geht es vorwärts. Die Fundamente für die Spindeltreppen sind fertig gestellt und der Aufbau kann Ende des Monats erfolgen.

Und nun noch ein Zitat aus dem Bauprotokoll: „In der Dachfläche des Ostgiebels ist die Unterspannbahn durch Waschbärbefall an vielen Stellen durchgenagt und zerstört. Es tritt Wasser im Gaubenanschluss ein.“

19. November 2021 – Unser Bautagebuch, Teil  11

Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende und immer häufiger höre ich die Frage, wie lange es denn noch dauert…

Wer die Ostsee-Zeitung vom 27. Oktober gelesen hat, der kann sicherlich mit unserem Architekten fühlen. Seine Aussage „Ein Architekt muss leidensfähig sein!“ entspringt harten Erfahrungen im Baugeschehen, besonders an alten Bauwerken. Als am 5. April 2019 der Startschuss für die Sanierung des Schlosses gegeben wurde, dachten wir, Ende 2021 sind wir wieder im Schloss. Doch wie heißt es redensartlich so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkst. Ich möchte sogar noch weitergehen und sagen: der Teufel steckt im Detail, d.h. die Sache wird dann kompliziert und schwierig, wenn man sich mit den Details beschäftigt oder anders ausgedrückt, hier zeigt sich der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Herr Baldauf ist aber nicht „nur“ leidensfähig, er ist auch optimistisch, voller Elan und immer auf das Ziel fokussiert, was im Endergebnis ein Schloss sein wird, das eine fantastische Mischung von ALT und NEU ausstrahlen wird. Diese Überzeugung vertrete ich!

Vergleichen Sie doch nur mal die Bilder vom Keller.

Keller im Mai 2019

Keller im Mai 2021

Keller im September 2021

Alle Wände, die im Laufe der Jahrhunderte „nachgerüstet“ wurden, sind entfernt worden. Der Putz musste weichen. Das Mauerwerk wurde ausgebessert und sandgestrahlt. Im vergangenen Monat sind alle Fenster eingesetzt worden. Können Sie sich vorstellen, dass hier einmal Ausstellungsräume sein werden? – Ich sehe sie schon vor meinem geistigen Auge.

Im ehemaligen Heizungskeller wird sich in absehbarer Zeit ein Sanitärtrakt mit Behinderten-WC befinden. Zum Fortgang des Innenausbaus berichte ich Ihnen das nächste Mal mehr.

Jetzt noch etwas zum äußeren Erscheinungsbild des Schlosses.

Im OZ-Beitrag hat sich unser Architekt zu den Baufortschritten der Außentreppe geäußert. Wir freuen sich, dass es wieder eine Hufeisentreppe werden wird. Auf der Ansichtskarte aus dem Jahre 1972 sieht man noch die Hufeisenform der Treppe. Nachdem der Giebel über der Treppe in den 70er Jahren abgestürzt war, wurde die uns bekannte Betontreppe geschaffen. Die hinter der Treppe liegenden Kellerfenster wurden damals zugemauert. Sie sind jetzt wieder freigelegt worden.

Am Beispiel der Treppe werden wir deutlich sehen können, was unter Symbiose von ALT und NEU zu verstehen ist. Denn trotz ihres „alten“ Aussehens wird ein Treppenlift es Behinderten ermöglichen, in die obere Etage zu gelangen, also das Café zu besuchen oder Veranstaltungen im Festsaal zu genießen.

Nun noch etwas zum Gesamtbild SCHLOSS. Der Westflügel des Schlosses ist schon fast in seinem neuen Erscheinungsbild zu erkennen. Fenster, Fensterlaibungen, Regenentwässerung und der Putz sind neu. An der Westseite des Festsaals wurde die Putzfarbe getestet und von der unteren Denkmalbehörde abgenommen. Im Frühjahr kann also der abschließende Anstrich vorgenommen werden. Das Schloss wird in einem dezenten Ocker-Ton erstrahlen.

Wie weit es am Ostgiebel in diesem Jahr noch gehen wird, ist von den Witterungsgegebenheiten abhängig.