Bautagebuch 2019

12. Juli 2019 – Unser Bautagebuch, Teil  1

Unter diesem Motto möchten ich Ihnen meine Einblicke und Eindrücke in das Baugeschehen geben. Als Laie sieht man manches doch etwas anders als ein Baufachmann. Deshalb entschuldige ich mich schon im Voraus, wenn dem einen oder anderen die sprichwörtlichen Haare bei meinem Fachchinesisch zu Berge stehen werden.

Doch bevor ich aus dem Bautagebuch vorlese, möchte ich mich bei allen Mitstreitern bedanken, die uns tatkräftig oder finanziell beim Umzug in den Marstall halten. Da ich Angst habe bei einer Aufzählung jemanden zu vergessen, schreibe ich heute nur anonym. Durch diese fleißigen Helfer war es uns möglich sehr schnell wieder aktiv zu werden.

Doch nun zum Bau: Das Schloss war bereits eingerüstet als der Wirtschaftsminister Harry Glawe am 5. April den Startschuss für die Sanierung des Schlosses gegeben hat. Insgesamt sind zwei Jahre für die Umsetzung des Projektes eingeplant. Anwesend waren u.a. der Bürgermeister Alexander Benkert, der Vorsitzende des Vereins Barockschloß zu Griebenow e.V. Uwe Schwarz, der Gemeindevertretervorsitzende Wotan Drescher, der Architekt Michael Baldauf (v.l.) und natürlich Vertreter der Presse. Deshalb konnte man in der Ostsee-Zeitung dann lesen, dass sich die Gesamtausgaben auf 3,84 Millionen Euro belaufen. Ein beträchtlicher Teil der Kosten wird vom „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) getragen.

Bereits am 30. April war der Putz ab und wer das Schloss dann sah, fand zugemauerte Fenster (oder spricht man eher von Blindfenstern?). Waren Sie früher da oder nicht?

Für uns war es wichtig, dass der Restaurator und der Architekt sich nochmals überzeugen konnten,

  • welche Farbgebungen das Schloss im Laufe seiner Geschichte hatte,
  • wie gut wurden die Fensterlaibungen gemauert? Immerhin soll es neue Fenster geben und es steht die Frage, ob man unterschiedliche Fenstermaße bei der Anfertigung braucht – was auch eine Kostenfrage ist – und wenn ja, wie viele.
  • und gibt es noch andere „Überraschungen“.


Nachdem der Putz ab war, ging man an den Abriss des Treppenportals. Mein geschultes DDR-Denken hoffte, dass bei den Abrissarbeiten vielleicht noch das eine oder andere Stück der Putten (Zu den Putten werde ich in einem der nächsten Berichte etwas sagen.)  zum Vorschein kommen würde, denn häufig wurde zum Verfüllen altes Baumaterial genommen. Bis jetzt haben wir in dieser Richtung nichts gefunden, aber Anfang Mai wurde beim Abriss der Eingangstreppe unter dieser eine ältere Betontreppe gefunden …. Hier müssen Restaurator und Architekt jetzt nochmals etwas genauer hinsehen. Nun wartet der Außenbereich auf die neuen Fenster, bevor es weitergeht.

Die Bauarbeiter sind derweil mit Abrissarbeiten im Keller beschäftigt.

Heute nur kurz einige Infos: Es mussten nachgerüstete Mauern weichen, alte Bogengänge wurden freigelegt und die gesamten Sanitäranlagen kamen unter den sprichwörtlichen Hammer.

23. August 2019 – Unser Bautagebuch, Teil  2

Wer sich unser Schloss von außen angesehen hat, wird nicht viel Neues gesehen haben. Im Moment geschehen die wichtigen Arbeiten im Inneren des Schlosses, aber schon bald gibt es auch für den Außenstehenden wieder etwas zu sehen. Die Fenster sollen nämlich diesen Monat geliefert werden und dann …

Doch was hat sich denn nun im Inneren getan. Ich habe für Sie mal ins Protokoll der Bauberatung geschaut.

Korbbogensturz – Keller

Im Ostflügel wurde ein Blindfenster geöffnet und der Bauhistoriker hat einen Korbbogensturz teilweise freigelegt. Im Dachgeschoss wurden Trockenbauverkleidungen abgebrochen (wie es in der Fachsprache heißt).

Holzschutz: Großer Wert wurde auf die Überprüfung der Holzbauelemente im Schloss gelegt. Etwas überrascht waren die Experten, als sie die Holzbalkendecke über dem Sockelgeschoss untersuchten und hier doch erheblichen Handlungsbedarf sahen, weil alle Deckenbalken im Kopfbereich stark vermorscht waren. Hier muss einiges getan werden. – Hoffentlich wird dadurch der Zeitplan nicht zu sehr beeinträchtigt.

Des Weiteren ging es an die Fortsetzung der Schwammsanierung im Obergeschoss, wozu Putzabbrüche notwendig waren.

Zur Fassade: Damit es im August mit den Fenstern weitergehen kann, wurden innere Anputzungen an den Fenstern abgebrochen, vertikale Risse im Mauerwerk freigelegt, geprüft und saniert.

Freitreppe. In der vergangenen Ausgabe habe ich berichtet, dass sich beim Abriss der Freitreppe zeigte, dass sich eine weitere Treppe unter der Freitreppe „versteckt“ hatte. Hier macht es sich nun erforderlich zu überprüfen wie die ehemalige Geländehöhe aussah.

Wissen Sie was „Schweinfurther Grün“ ist? Ich habe mich auch erst belesen und Folgendes im Internet erfahren. Schweinfurter Grün wird unter anderem auch als Pariser Grün, Patentgrün oder Mitisgrün bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine chemische Verbindung die neben Kupfer auch  Arsen enthält. Schweinfurter Grün fand im 19. Jh. als Malerfarbe Verwendung. Es wurde wegen seiner Farbintensität und Lichtechtheit geschätzt, allerdings war seine Giftigkeit schon früh bekannt.

Unsere Bausachverständigen haben gleich die Gefahr erkannt und werden diese Farbe (die nur in einen Raum gefunden wurde) fachgerecht beseitigen.

18. Oktober 2019 – Unser Bautagebuch, Teil  3

Es ist gar nicht so einfach, ein Bauprotokoll zu lesen, wenn Firmennamen genannt werden, man aber nicht weiß, welche Zunft / welches Gewerk sich dahinter verbirgt, wenn Lose abgearbeitet werden, diese aber nicht inhaltlich bekannt sind und …. Aber ich bemühe mich immer das Allgemeinverständliche zu finden. 

Vom Schweinfurter Grün habe ich Ihnen schon berichtet. Jetzt heißt es, da sich das Schweinfurter Grün als Wandfarbe unter Tapete und mehreren Farb- und Spachtelschichten befindet, wird es samt der darauf liegenden Schichten entsorgt werden können.

Die Vorbereitungen zum Einbau der Fenster laufen, d.h. die Rohbauöffnungen werden fertiggestellt (hierzu gehört, dass Holzstürze vorbehandelt werden, die Brüstung im Erdgeschoss bis aufs Maß der Fenster abgebrochen und Ausmauerungen unter den Stürzen entfernt werden). Durch die nachfolgend beschriebenen Probleme wird sich der Einbau der Fenster ins nächste Jahr verschieben. Ich hatte im vergangenen Bericht schon so etwas geahnt.

freigelegter Maueranker

Vermorschte Träger im Foyer

Das größte Problem stellen die Holzteile des Bauwerks dar. Holz als ein wichtiges Bauelement des beginnenden 18. Jahrhunderts unterliegt einem natürlichen Verschleiß und so ist es kein Wunder, dass neben dem Echten Hausschwamm auch andere Schädigungen (z.B. Vermorschungen, Absackungen) gefunden wurden. Der unter anderem im Bereich der Decke über dem Erdgeschoss gefundene Schwammbefall soll mit einer Heißbehandlung saniert werden.

Bedingt durch die starken Schäden an den Deckenbalkenauflagern und –verbindungen sind ca. 70 Stück zusätzliche Schwerlaststützen zur Bauwerkssicherung im Einsatz.

An dieser Stelle macht sich, wie schon beim Abriss der Treppe angesprochen, die Kontrolle der ehemaligen Geländehöhe notwendig.

Apropos Außentreppe, hier könnten nach grober Freilegung der historischen Bereiche der ehemaligen Hufeisentreppe noch archäologische Untersuchungen notwendig werden.

Neben den vielen Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung des Baukörpers laufen parallel die vorbereitenden Arbeiten für die Heizungs-, Elektro- und die Sanitäranlagen sowie den Brandschutz. Wenn es hier richtig in die Vollen geht, werde ich für Sie wieder bereit sein und berichten.